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WerkStadtForum – Visionen für eine lebenswerte City West

Wolf Uwe Rilke vom WerkStadtForum | Foto: Redaktion

In dieser Podcast-Folge von “Charlottenburg in Bewegung” spricht Jörg Wachsmuth mit Wolf Uwe Rilke, einem der Chefs des “WerkStadtForums” im Europa-Center.

Das WerkStadtForum beschäftigt sich seit etwa vier Jahren mit Stadtplanung und Stadtentwicklung in der City West. Entstanden ist die Initiative 2019 aus der Frage, wie sich die westliche Innenstadt Berlins weiterentwickeln soll.

Zentrale Aufgabe des WerkStadtForums ist die ganzheitliche Betrachtung und Diskussion der bekannten Großprojekte und Sanierungen in der City West. Als Dialogplattform bringt das Forum unterschiedliche Akteure zusammen, darunter Fachleute, Vertreter der Zivilgesellschaft und Politiker.

Eine wichtige Initiative des Forums ist die “Charta City West 2040”, die 79 Ziele für die bauliche Entwicklung definiert und die Schaffung einer lebenswerten und nachhaltigen Umgebung in den Mittelpunkt stellt.

Wolf Uwe Rilke vom WerkStadtForum | Foto: Redaktion

Die Schaffung eines sozial ausgewogenen und nachhaltigen Umfeldes ist dabei von zentraler Bedeutung. Die City West soll nicht nur als urbaner Raum, sondern auch als identitätsstiftender Ort wahrgenommen werden.

Ein Beispielprojekt ist der geplante Umbau des Europa-Centers an der Nürnberger Straße mit einem nachhaltigen Hochhaus mit integrierter Wohn- und Arbeitsnutzung sowie einem Schwerpunkt auf Elektromobilität.

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WerkStadtForum
Tauentzienstrasse 11
10789 Berlin
Telefon: +49 30 2886 0684

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Transkript zur Episode

Jörg Wachsmuth: Charlottenburg in Bewegung, ist immer noch unterwegs, jetzt im Europa-Center am Boulevard Kurfürstendamm, genauer gesagt an der Tauentzienstraße, für die, die ortskundig sind und Charlottenburger – die benutzen natürlich noch den Tauentzien als Begriff – in einem Raum im vierten Stock des Europa-Center-Hochhauses, nennt sich “WerkStadtForum”. Und bei mir ist der Chef von der Angelegenheit.

Wolf Uwe Rilke: Einer der Chefs …

Jörg Wachsmuth: … einer der Chefs, okay. Stellen Sie sich mal kurz vor.

Wolf Uwe Rilke: Ja, mein Name ist Wolf Uwe Rilke, Ich bin von Beruf seit 30 Jahren Stadtplaner und habe die Ehre, zusammen mit Frau Lehmann, hier die Projektleitung und Moderation des WerkStadtForum durchzuführen. Wir beschäftigen uns hier in Räumlichkeiten, wie man so ein bisschen vielleicht sieht, hier auch in dem großen Modell mit der Stadtplanung, der Stadtentwicklung von der City West. Das WerkStadtForum ist eine Initiative, die vor, ja, 2019, also schon fast vier Jahre, entstanden ist aufgrund des damaligen Baustadtrates Oliver Schruoffeneger, der vor der Frage stand: Wie entwickelt sich die City West? Wie entwickelt sich so ein Bezirk eigentlich weiter?

Und dieser Frage [?] Und alle entstanden dann aufgrund der Initiative vom VBKI, IHK, und der AG City und dem Werkbund – das ist ja die Vereinigung der Architekten – dieses WerkStadtForum, in dem wir uns hier heute beide befinden.

Jörg Wachsmuth: Was passiert jetzt hier ganz genau? Die City entwickelt sich weiter oder oder City West in diesem Fall entwickelt sich weiter. Was wird hier probiert oder was wird hier herausgefunden? Wie arbeitet das WerkStadtForum?

Wolf Uwe Rilke: Also, womit beschäftigen uns? Wir beschäftigen und eigentlich mit der Version oder der Entwicklung der City West baulicherseits. Also, wie soll sich die Stadt weiterentwickeln in den nächsten 20 Jahren. Wir haben 2019 zusammen mit einem ausgebildeten Kuratorium, was aus 16, 17 Personen, Damen und Herren besteht, die sozusagen fachlich auch kuratiert zuarbeiten, und zwar ein bisschen fachlich auch unterstützen und einem Teilnehmerkreis von ungefähr über 60 Personen, die hier im WerkStadtForum sich alle zwei bis drei Monaten treffen.

Das Ziel ist es gewesen, damals 2019, die damals bekannten Großprojekte, die hier der City West bekannt waren, und auch darüber hinaus andere Projekte, die im Bezirk saniert worden sind, hier in einer ganzheitlichen Betrachtung zu diskutieren. Nicht immer nur auf ein Projekt zu gucken, ob das geht und was das für einen Mehrwert bringt, sondern die Herangehensweise ist eigentlich hindurch gewesen zu sagen: Wir müssen alle Projekte, die man hier sieht und kennt, gemeinsam in ihren Wechselwirkungen und für den Mehrwert des Bezirks diskutieren. Das war wichtig.

Und wir sind nichts anderes als eine Plattform, eine Dialogplattform, in dem eben alle Visionen diskutiert werden und vor allen Dingen bauliche Visionen. Das ist das Hauptthema hier. Darum haben wir eben hier große Projekte, Modelle, Architektur, Debatten mit Kollegen auch und aus der Politik. Und das ist eigentlich das Interessante hier, dass wir im WerkStadtForum interdisziplinär auch mit der Zivilgesellschaft, also nicht nur mit Fachleuten, sondern auch mit Leuten, die eben die Bahnhofsmission vertreten oder die Clubkommission vertreten. Also eine wirklich eine runde, bunte wilde Mischung, wo wir gemeinsam über die Vision des Städtebaus der City West diskutieren.

Jörg Wachsmuth: Welche Visionen gibt es denn oder kann man das gar nicht so genau sagen, dass es hier schon Visionen gibt? Wahrscheinlich gibt es hier verschiedene Visionen, die möglich wären.

Wolf Uwe Rilke: Ja, wir haben in der Tat eine Vision entwickelt 2020 gemeinsam, hier im Diskurs mit allen Beteiligten, auch der Politik, eine Fraktion, das heißt “Charta City West”, das ist eine dicke Broschüre mit 79 Zielen. Wir haben damals gesagt, wir wollen nicht einen großen Plan entwickeln, wie vor 100 Jahren, wo man dann sagt: So sieht die City West im Jahre 2040 aus, sondern wir sind einen anderen Weg gegangen. Wir haben diskutiert und versucht, diese Diskussionen aufzuschreiben, Zielformulierungen aufzuschreiben. Das sind ungefähr 79 Ziele, die wir formuliert haben zu verschiedenen Handlungsfeldern, die wir brauchen, um überhaupt über bauliche Projekte zu diskutieren.

Denn oft ist es so, das kennen Sie ja auch: Es gibt irgendwelche Investoren oder Eigentümer, die wollen was bauen auf ihrem Grundstück. Und wir haben gesagt, wir wollen, bevor wir das die Bebauung diskutieren, erst einmal wissen: Welchen Mehrwert in der City West für alle hier entstehen soll. Und deshalb gibt es diese 79 Ziele zum Thema Mobilität, beim Thema soziale Mischnutzung und Thema Wohnen, zum Thema Städtebau.

Und in dieser Zielsetzung sollen die Projekte diskutiert werden. Das heißt, jedes Projekt, was wir hier bekommen oder diskutieren, muss sich daran messen, ob es diese 79 Ziele für die Version 2040 erfüllen kann, alle davon erfüllen kann. Das ist unsere Vision, wir haben eine bestimmte Vision für diese City West. Im Bereich Thema Wohnen zum Beispiel, dass wir gesagt haben, wir wollen jedes Jahr mindestens 1.000 Wohnungen hier in der City West auch realisiert sehen, sehr ambitionierte Ziele auch. Aber uns geht es wirklich darum, dass die Menschen, die hier wohnen, leben und arbeiten auch etwas davon haben und nicht irgendwelche Visionen, die am Ende des Tages das Papier nicht wert sind. Darum geht es uns hier in diesem Diskurs.

Jörg Wachsmuth: Ich höre denn aus diesen Zielen heraus, dass ein Ziel ist, quasi diese berühmte Berliner Mischung zu erhalten … (Genau.) … aus dem Wohnen und Arbeiten und Leben. … (Genau.) … Wie ist, welche Ziele sind denn quasi so die Hauptziele in dieser Charta, die es gibt, oder kann man das gar nicht so sagen, sondern alle 79 sind gleichberechtigt? Wahrscheinlich nicht.

Wolf Uwe Rilke: Das ist eine berechtigte Frage. Aber wir haben wirklich gesagt: Alle 79 Ziele sind gleichberechtigt. Es gibt da keine Wertung, dies wäre auch unfair. Aber ein wichtiges Thema ist ja für die Menschen das Thema Arbeit und Wohnen. Ist richtig von Ihnen benannt. Wir haben eine Zielsetzung der Berliner Mischnutzung ganz klar gefordert. Wir sagen: Jedes Projekt muss diese Mischnutzung auch nachweisen, sofern es eine Größenordnung hat, das heißt Wohnen und Arbeiten auf dem gleichen Grundstück. Das sollte das Ziel sein.

Wir haben zum Beispiel, um es konkret zu benennen, hier in der City West, hier um den Breitscheidplatz herum, damals in dieser Charta 500 bis 800 Wohnungen gefunden, die man hier bauen könnte, was ja nicht wenig ist für einen Bezirk, wenn die kommen würden. Wir haben alleine 800 Bäume, die wir neu pflanzen wollen würden. Wir haben alleine zwei Hektar Dachbegrünung hier in dem inneren Bereich feststellt, die man umsetzen könnte. Also, es sind teilweise ganz konkrete Zielsetzungen, die gar nicht so abstrakt daherkommen. Und darum geht es uns, diese Zielsetzung auch einzufordern, wenn hier bestimmte Projektanten Projekte anbieten, umsetzen.

Jörg Wachsmuth: Gibt es denn noch die Möglichkeit, mitzureden bei diesen Visionen? Und wenn ich jetzt als Bürger sage: Das interessiert mich, kann ich das WerkStadtForum A: besuchen … (Ja.) … und B: Wo kriege ich die Information her? Und C: Wie rede ich mit?

Wolf Uwe Rilke: Also, fange ich mal an mit Informationen, ist ja ein ganz wichtiges Thema. Wir haben jetzt eine Internetseite unter www.werkstadtforum.de finden Sie uns, mit all den Zielsetzungen. Dort können Sie auch die Charta, von der ich gerade sprach, finden, abgebildet und Sie finden auch den Rahmenplan dort abgebildet. Wir haben einen Plan entwickelt, visuell, wo man auch die Umsetzung dieser Ziele mal sehen kann, als Vision, damit das nicht so abstrakt wirkt für den Bürger, für die Bürgerin.

Jeder Bürger, jede Bürgerin sind eingeladen, sich hier bei uns zu melden und mit uns zu diskutieren, wir sind ein offenes Format. Wir haben allerdings regelmäßige Veranstaltungen, wo wir natürlich aufgrund der Räumlichkeiten nicht alle Bürger dieser Stadt können. Aber wir sind, wie gesagt, eine offenen Dialogplattform. Wir haben auch Veranstaltungen schon durchgeführt auf der Straße, auf dem Platz, auch zusammen mit Frau Schubert, damals dankenswerterweise, als Aktion.

Also, uns geht es darum, möglichst viele Menschen einzubinden im Diskurs. Das, Sie haben danach gefragt, wir haben keine fertige, endgültige Vision, die ist offen, kann man auch kritisieren. Wir haben damals diese “Charta City West 2040” auch diskutiert mit den Bürgerinnen und Bürgern. Leider, damals in der Pandemiezeit ging das nur quasi digital, die digitale Bürgerbeteiligung, aber wir sind bemüht, weiter Veranstaltungen offen mit Bürgern und Bürgerinnen durchzuführen. Natürlich, davon lebt ja dieses Dialogformat.

Jörg Wachsmuth: Jetzt überlege ich, ob ich noch eine wichtige Frage habe. Ich gucke mich gerade um. Es gibt hier tatsächlich auch Modelle vom Stadtgebiet, da sind dann die Visionen oder die Bauvorhaben schon umgesetzt, denn ich sehe ein Hochhaus, das ich noch nicht kenne.

Wolf Uwe Rilke: Ja.

Jörg Wachsmuth: Also mindestens eins.

Wolf Uwe Rilke: Für den Hörer, der das jetzt nicht sieht …

Jörg Wachsmuth: Etwas schwer.

Wolf Uwe Rilke: Etwas schwer. In dem einen ist im Prinzip das große Hochhaus, was hier in dem Modell am höchsten herausragd. Wir reden hier von der Erweiterung oder dem Umbau des Europa-Centers an der Nürnberger Straße. Hier ist ein hohes Gebäude, ein Hochhaus wirklich, geplant von einer Größenordnung, die bisher in Berlin nicht bekannt war. Damals, das fing an das Projekt, 2019 hier hineinzukommen ins WerkStadtForum, damals noch unter dem Architekten Helmut Jahn. Das Ganze wird betrieben als, von der Familie, die das Europa-Center besitzt und auch betreibt, seit 60 Jahren. Es geht darum, an der Nürnberger Straße, wo das Parkhaus heute steht, es kennen vielleicht viele Ihrer Zuhörer und Zuhörerinnen.

Jörg Wachsmuth: Ja, ich nutze das regelmäßig.

Wolf Uwe Rilke: Genau. An dieser Stelle dieses Parkhaus hinwegzunehmen, also abzureißen und dort an gleicher Stelle ein Hochhaus zu planen und zu bauen. Und zwar genau mit der Zielsetzung, wie wir es eben genannt haben: Wohnen und Arbeiten im gleichen Gebäude. Das ist wichtig, diese 12-Minuten-Stadt als Vision.

Das heißt, Menschen, die dort arbeiten, finden dort im gleichen Gebäude auch den Wohnraum. Das ist ja ganz wichtig heutzutage. Das ist sehr ambitioniertes Projekt, das momentan von Professor Sobek weitergeführt wird. Ein sehr berühmter, anerkannter Name im Architekturszene, aber auch in der Debatte um das Thema Nachhaltigkeit, weil dieses Hochhaus soll nicht irgendein Hochhaus hier in dieser Stadt City West werden oder in Berlin, sondern soll das erste Hochhaus werden, was sozusagen komplett den Nachhaltigkeitskriterien entspricht. Professors Werner Sobek, der Architekt, der dieses Hochhaus umsetzen soll oder auch planen soll, bekannt dafür in Deutschland für das Thema des ressourcenschonenden Bauens, des leichten Bauens und auch das Thema der Solarnutzung ist hiermit implementiert.

Also es wird ein sehr spannendes Projekt sein, was in dieser City West nochmal so einen Landmark darstellen könnte, wie auch das Europa-Center in den 60er Jahren, das darf man nicht vergessen. Wir sind ja in einem Baudenkmal, einmaliger Art. Und dieses Gebäude, dieses Europa-Center wurde damals von der Familie auch gebaut, wofür sie sich getraut haben zu bauen. Das war eine ähnliche Situation, wie heute, eine Krisenstimmung in den 60er Jahren, so auch durch die Mauer.

Und ähnliches Zeichen will man heute auch mit diesem neuen Gebäude setzen: eine Zukunftsvision, eine Hoffnung für die Zukunft der City West, aber auch fürs ganze Land, für die ganze Stadt. Auch sehr mutig zum Thema Mobilität, hier ist geplant, ein Mobilitätshub, so heißt es Neudeutsch. Also eine Garage, in dem sozusagen E-Bikes Elektromobilität stattfinden kann, aber auch die Versorgung für den Einzelhandel, was auch wichtig ist, dass nicht nur versorgt wird das Europa-Center, sondern auch dabei hinaus auch die Nachbarschaft. Das ist genau, was wir wollen. Wir wollen nämlich auf diesen Projekten herausarbeiten, welchen Mehrwert hat ein solches Projekt [für] die Nachbarschaft, für Sie als Bürger. Darum geht es uns auch.

Jörg Wachsmuth: Wer sich das jetzt genauer angucken will, der geht auf die Webseite vom WerkStadtForum – werkstadtforum.de – und kann ja bei Gelegenheit hier vorbeischauen. Gibt es eine Möglichkeit, die Termine zu erfahren, wo hier Veranstaltungen sind?

Wolf Uwe Rilke: Ja, also wir werden das Meiste auf der Website darstellen, aber ansonsten gerne hier auch anrufen oder eine E-Mail schicken an Frau Lehmann, werkstadtforum.de, bekommt derjenige auch eine Antwort.

Jörg Wachsmuth: Dann danke ich.

Wolf Uwe Rilke: Gern, vielen Dank!

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